„Pfarrei im Porträt“

Die neue Sonderbeilage der Mainzer Kirchenzeitung ist online. Viel Spaß beim Schmökern!

Journalistin für Print- und Online-Medien im Rhein-Main-Gebiet

„Pfarrei im Porträt“

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Gruppe aus Wiesbadens Partnerstadt Kfar Saba zu Gast – unterwegs mit Freundeskreis und Gastfamilien

WIESBADEN. „Wiesbaden ist eine sehr schöne Stadt, wir fühlen uns herzlich aufgenommen“, schwärmt Daniel Gelley und lässt seinen Blick über den Schlossplatz schweifen. Er steht vor dem Hessischen Landtag - gleich wird es eine Führung durch das Gebäude geben für seine Gruppe aus Kfar Saba und ihre Wiesbadener Gastfamilien.

Wenn Wiesbaden Besuch aus der israelischen Partnerstadt Kfar Saba bekommt, dann ist das nach über 30 Jahren der Städtefreundschaft ein liebgewordenes Ritual. In diesen Wochen war es wieder soweit: 24 Gäste aus Kfar Saba kamen für zehn Tage in ihre hessische Partnerstadt und wurden im Rathaus von Oberbürgermeister Sven Gerich willkommen geheißen. In den Tagen seither haben sie Wiesbaden und die Region kennengelernt. Möglich macht dies der Freundeskreis der beiden Städte, welcher auf israelischer Seite von Daniel Gelley geleitet wird und auf deutscher von Dr. Johann Zilien.
Gut gelaunt wird die Gruppe von Susanne Baier, Bildungsreferentin im Hessischen Landtag, begrüßt und in das ehemalige Stadtschloss und heutige Parlamentsgebäude geführt. Die Gäste bewundern die feinen Intarsien der Fußböden und fotografieren riesige Kronleuchter, während Baier aus der Zeit der Herzöge von Nassau erzählt, für die das Schloss ursprünglich im 19. Jahrhunderte errichtet wurde, bevor es nach wechselvoller Geschichte 1946 zum Landtag wurde. Weiter geht die Gruppe in den Plenarsaal.

Viele der israelischen Gäste werden von ihren Gastfamilien begleitet. „Die Familien sind immer mit eingeladen. Es ist dem Freundeskreis ein Anliegen, dass persönliche Kontakte und somit Freundschaften entstehen. Das geht nur, wenn Gäste und Gastgeber auch viel Zeit miteinander verbringen“, erklärt Clarissa Schröder, die die Gruppe vonseiten der Stadt Wiesbaden begleitet und selbst schon Kfar Saba besucht hat. Über 900 Bürger hätten seit 1983 bereits am Austausch teilgenommen.

In diesem Jahr stand wie immer ein gemeinsamer Besuch eines Gottesdienstes bei der jüdischen Gemeinde Wiesbadens auf dem Programm, zudem unter anderem eine Fahrt zur Frankfurter Buchmesse, nach Weimar und zum Fachbereich Kommunikationsdesign der Hochschule Rhein-Main, der einen Studentenaustausch mit der Hochschule in Kfar Saba unterhält.
„Der Freundeskreis gibt sich immer Mühe, beim Austausch Menschen mit ähnlichen Interessen zusammenzuführen“, so Schröder. So ist Ido Loewensberg, 16-jähriger  Saxophonschüler am Musik-Konservatorium in Kfar Saba, mit einem Freund bei Joachim Tobschall zu Gast, der früher Bassposaunist im Wiesbadener Staatsorchester war. Loewensberg war noch nie in Deutschland und sehr neugierig auf die Reise. Er habe einige Freunde, die ihm erzählt hätten, „dass es toll hier ist, viel Interessantes zu sehen, große Kirchen und große Einkaufszentren“, berichtet der junge Mann. „In der Schule haben wir zu Deutschland nur den Holocaust behandelt. Ich habe hier aber gesehen, dass die Deutschen sich sehr mit dem Thema beschäftigen und sich oft dafür entschuldigen, das finde ich gut.“

Auch im Programm der Reisegruppe war der Holocaust ein Thema. So besuchte die Gruppe an einem Tag die Gedenkstätte des ehemaligen KZ Buchenwald und hielt für die Opfer des Naziterrors gemeinsam eine Gedenkfeier. Ido Loewensberg und drei weitere Musikschüler gestalteten den musikalischen Rahmen. „Das war sehr bewegend“, berichtet Daniel Gelley. „Vor der Reise hatten vielleicht manche von uns Bedenken, wie das Zusammentreffen wird. Aber solche Erlebnisse haben uns und unsere Gastgeber noch enger zusammengebracht.“

Im kommenden  Frühjahr wird es den nächsten Gegenbesuch von Wiesbadener Bürgern in Kfar Saba geben.

Dieser Artikel erschien am 27. Oktober im Wiesbadener Kurier.

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