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Wie die Katholiken in St. Laurentius und St. Pankratius mit Treuhandstiftungen an die Zukunft denken

Symbol einer guten Gemeinschaft, der gemeinsamen Kultur und des persönlichen Glaubens – das alles kann eine Pfarrkirche sein. Weil sie sich wünschen, dass „ihre“ Kirchen auch in 100, 200 Jahren noch als Gebäude und Gemeinschaft für die Menschen da sind, wurden viele Katholiken aus Ebersheim und Hechtsheim zu Stiftern.

Wenn Irmgard Tapp die Lesung im Gottesdienst vorträgt, dann kann man sie jetzt richtig gut hören, und zwar an jedem Platz in der Kirche St. Laurentius. Dieser Umstand, den besonders viele ältere Gemeindemitglieder sehr schätzen, geht auf eine neue Lautsprecheranlage zurück, die im vergangenen Jahr installiert wurde. Für Irmgard Tapp und die anderen Mitglieder im Stiftungsausschuss steht diese Anlage aber für viel mehr: Sie ist die erste Investition, die mit dem Geld der 2007 in der Pfarrgemeinde gegründeten Stiftung gemacht werden konnte.

Irmgard Tapp war dabei, als die „Pfarrstiftung St. Laurentius“ gegründet wurde und hat sich von Anfang an im Ausschuss engagiert. Die pensionierte Grundschullehrerin ist zwar keine gebürtige Ebersheimerin, doch allein durch ihren Beruf hatte sie immer wieder Kontakt zur Pfarrgemeinde, hat sie und die Kirche liebgewonnen. Ihr Mann bietet in St. Laurentius schon lange kunsthistorische Führungen an. Nun ist die Arbeit für diese Kirche ein Teil von Irmgard Tapps Unruhestands.

Kompetente Hilfe vom Bistum

Als die Idee aufkam, eine Stiftung zu gründen, war sie Vorsitzende im Pfarrgemeinderat. Man sei in der Gemeinde inspiriert gewesen vom Stiftergedanken, der zu dieser Zeit gerade gesellschaftlich en vogue war, „und da haben wir uns auch gefragt: 'Was machen wir denn, wenn mal etwas an unserer Kirche repariert werden muss, wie können wir das unterstützen?`'“ erinnert sie sich. Man wandte sich ans Bistum, „dort hat man uns sehr kompetent geholfen“, so Irmgard Tapp. Schließlich entstand unter dem Dach der Bonifatius-Stiftung des Bistums Mainz die Treuhandstiftung der Pfarrgemeinde.

 

Irmgard Tapp. (Foto: edf)

 

„Das nötige Startkapital von 15.000 Euro haben wir irgendwie zusammengekratzt“, erzählt Tapp lachend. Doch im ersten Jahr mussten weitere 10.000 erwirtschaftet werden – kein leichtes Unterfangen. „Ganz zu Anfang haben wir viermal im Jahr eine Sonderkollekte für die Stiftung gemacht, aber bald haben wir gesehen, dass das nicht ausreicht“, berichtet Tapp. Auch darum suchte sich der Ausschuss 2009 mit dem ehemaligen Ebersheimer Ortsvorsteher Rainer Emrich einen Stiftungsbeauftragten. Seither organisiert er Veranstaltungen in der Gemeinde, welche die Bekanntschaft der Stiftung steigern und Bürgerinnen und Bürger für die gute Sache begeistern.

 

Rainer Emrich (Bild: edf)



Ob er sich für seine Heimatkirche engagieren will, darüber musste Rainer Emrich nicht lange nachdenken. Seit 1991 lebt er mit seiner Familie in Ebersheim, hat vor dem Altar in St. Laurentius seiner Frau das Ja-Wort gegeben, seinen Sohn zur Taufe in die Kirche getragen. „Ich will helfen, diesen Ort zu erhalten“, sagt Emrich.

Weinprobe und Sponsorenläufe

Zur Kirchweih 2010 initiierte er eine große offene Weinprobe mit Weinen der Ebersheimer Winzer. Die Einladung fand guten Zuspruch, ein Unternehmer unter den Gästen war so begeistert, dass er der Stiftung gleich 5000 Euro spendete. 2010 gab es das erste Stiftungskonzert mit regionalen Chören und kirchlichen Bands in der Laurentiuskirche, 2013 folgte der erste Sponsorenlauf – übrigens mit Pfarrer Helmut Schwalbach als ältestem Träger einer Startnummer. Weitere Konzerte folgten, im vergangenen Mai der zweite Sponsorenlauf. Auf rund 125.000 Euro ist das Stiftungskapital inzwischen angewachsen. Für die Lautsprecheranlage konnte der Ausschuss mit 6400 Euro den Großteil beisteuern.

Hechtsheim noch in der Ansparphase

Auch in Hechtsheim gibt es inzwischen Stifter. Drei Jahre jung ist die „St. Pankratius-Stiftung“ und mit Werner Veith hat sie ein erfahrenes Ausschussmitglied: Der ehemalige Caritasdirektor ist im Vorstand der Bonifatiusstiftung des Bistums Mainz und weiß, wie man eine solche Organisation aufbaut. „Ich sage immer: Spender sind so etwas wie die Feuerwehr, die helfen kurzfristig. Aber Spendengelder müssen innerhalb von zwei Jahren verwendet werden. Stiften, das ist was für die Ewigkeit, es hilft langfristig.“ Noch befindet sich die Hechtsheimer Pfarrei in der Ansparphase. Doch auch sie wird bald von der jährlichen Ausschüttung profitieren und Gelder für ihre Kirche direkt einsetzen können – so wie es die Ebersheimer mit dem Kauf der Lautsprecheranlage getan haben.
58 Pfarreien haben bereits eine Unterstiftung bei der Bonifatiusstiftung gegründet. Die Kirchengemeinden können selbst Namen, Zweck und Startkapital festlegen, „ansonsten haben sie keine Arbeit damit, das übernimmt die Bonifatiusstiftung“, so Veith. Der Nachhaltigkeitsgedanke, der sich in den vergangenen Jahren gesellschaftlich etabliert habe, sei damit auch in den Gemeinden angekommen. „Es kommen inzwischen Leute aus Hechtsheim zu mir und sagen: 'Wenn ich mal gestorben bin – in meinem Testament habe ich an die Stiftung gedacht“, sagt Veith.

 

Sankt Laurentius in Ebersheim. (Foto: edf)



Was würden Rainer Emrich und Irmgard Tapp aus Ebersheim anderen Pfarreien raten, die gerade eine Stiftung aufbauen? „Drei Dinge sind wichtig“, findet Emrich, „zum einen eine gute Öffentlichkeitsarbeit. Dann Transparenz – es muss ersichtlich sein, was man hat und wofür es ausgegeben wird. Und natürlich Geduld.“ Man müsse es sich immer bewusst machen, dass dieses Geld eben langfristig angelegt ist. Umso glücklicher sind die beiden, dass sie nun ihre erste Investition tätigen konnten. „Das war so wichtig für uns“, so Tapp, „denn jetzt haben wir mit den neuen Lautsprechern ein sichtbares Projekt, in dem die Stiftung greifbar wird.“

 

Dieser Artikel erschien am 30. Oktober im neuen Sonderheft "Pfarrei im Porträt" der Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben". Das komplette Heft ist demnächst auf dieser Webseite zu sehen.

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