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 Bunt und stimmungsvoll prägen die neuen Chorfenster der Kirche Sankt Elisabeth in Darmstadt den Altarraum. Die Pfarrei ist stolz darauf: Vor allem, weil viele aus der Gemeinde über zehn Jahre als Team daran mitgearbeitet haben, das dieses Kunstwerk nun wirklich da ist. Das zeigt, was man gemeinsam schaffen kann.

Kurz vor Weihnachten herrschte in der Pfarrei Sankt Elisabeth schon echte Festtagsstimmung: Bischof Peter Kohlgraf weihte die neuen Chorfenster ein. Schön sind sie geworden, sagen die einen. Andere müssen sich noch ein wenig an das viele bunte Glas gewöhnen. Im Krieg wurden die Fenster einst völlig zerstört. Als Behelf diente über Jahrzehnte mit Jutestoff abgehängtes, schnödes Fensterglas. „Das war ja kein Zustand“, sagt Edwin Christl aus dem Pfarrverwaltungsrat, der über 40 Jahre zur Pfarrei gehört und für den St. Elisabeth nicht irgendeine Kirche, sondern Zentrum seines Glaubens ist.
Als vor über zehn Jahren sein Freund Gerhard Schmitt aus dem Pfarrgemeinderat sagte: „Wir müssen irgendetwas mit diesen Fenstern unternehmen“, da war Edwin Christl sofort begeistert. Auch das Pastoralteam und die anderen Mitglieder der Gremien unterstützten die Idee. Doch was Christl im Rückblick von der ersten Idee bis zu den fertigen Glaskunstwerken berichtet, ist teils spannend wie ein Krimi.

Geldprobleme und andere Sorgen

Zum einen war da das liebe Geld: Kirchenfenster gibt es nicht von der Stange und das Bistum gewährt für Orgeln und Kunstobjekte keinen Zuschuss. Also dachte sich Edwin Christl, dass man nun eben die Werbetrommel rühren müsse. Als langjähriger leitender Mitarbeiter einer großen Firma im hessischen Mühltal hatte er viele Kontakte – die nutzte er nun. So konnte er den Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch und den damaligen Generalvikar Dietmar Giebelmann als Schirmherren der Aktion gewinnen. Im Kuratorium versammelte er „namhafte Persönlichkeiten“ wie Landtagsabgeordnete und ehemalige Staatsminister. In der Pfarrei organisierte er ein Projektteam. 2013 war es endlich soweit: Vier Studierende des Fachbereichs Gestaltung der Hochschule Darmstadt um Professor Kris Scholz erarbeiteten Entwürfe für die neuen Fenster, 2017 wurde der Entwurf von Markus Hau von Gemeinde und Gremien unter ihnen ausgewählt (die Kirchenzeitung berichtete).
Inzwischen waren auch erste Spenden eingegangen. Einige Gemeindemitglieder hatten an ihren runden Geburtstagen auf Geschenke verzichtet und dafür um eine Gabe für die Fenster gebeten. So konnten die Kosten für den Ausbau der alten Fenster gestemmt werden.

 („2017 lief es so gut, dass wir dachten, die Fenster werden noch im laufenden Jahr eingebaut“, so Christl. Doch es kam zur Nervenprobe: Die Darmstädter Glashütte, die mit dem Auftrag betraut worden war, hatte noch nie so große Fenster gefertigt. Alle Elemente werden mundgeblasen. Immer wieder brachen Glasteile und waren nicht mehr verwendbar. Es kam zu Verzögerungen, am Ende wurde die Hütte 2018 auch noch verkauft, die Pfarrei musste einen neuen Betrieb suchen. Bei einer Glashütte aus Frankreich wurde man fündig und war endlich auf der Zielgeraden: )

Anfang November 2019 waren die Einbauarbeiten fertig. 420.000 Euro Gesamtkosten, von denen die Gemeinde 150.000 Euro selbst sammeln musste. Der Rest ließ sich aus den Mitteln der Pfarrei stemmen: „Wir haben zum Glück schon lange vorgesorgt, sodass andere wichtige Projekte jetzt nicht zu kurz kommen“, sagt Christl. Für die 150.000 Euro ließ sich das Projektteam einiges einfallen: Gemeinsam mit Pfarrgemeindereferent Thomas Braun organisierte Christl insgesamt sieben geistliche Konzerte zugunsten der Fenster. Gemeindereferentin Angela Gessner fertigte Kunstgläser aus dem Bruchglas der Versuche in der Darmstädter Glashütte und bot sie zum Verkauf. Die Erlöse der Pfarrfeste flossen in das Projekt und viele Einzelspenden. Wenn Edwin Christl jetzt sonntags in seine Kirche geht, dann sieht er in den bunten Farben der Chorfenster nicht nur eine Verschönerung, sondern die ganze bunte Vielfalt von Menschen, die für eine gute Sache zusammen angepackt haben.

Zur Sache

Mut und Organisation

Welche Tipps würde Edwin Christl einer anderen Pfarrei geben, die vielleicht vor einem ähnlichen Projekt steht? „Man sollte sich im Vorfeld viele Gedanken machen: Was wollen wir eigentlich, wie müssen wir das organisieren? Und dann braucht man Mut - und viele, die an einem Strang ziehen.“ Der Erfolg gibt der Gemeinde Recht: Das erforderliche Spendengeld haben sie zusammenbekommen. Für die Zukunft sind trotzdem weitere Initiativen geplant: Es soll Kirchenführungen mit Schwerpunkt auf die Chorfenster geben, außerdem Flyer zu dem neuen Kunstwerk und Postkarten.

Dieser Artikel erschien am 5. Januar 2020 in der Kirchenzeitung für das Bistum Mainz, "Glaube und Leben".

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