Freiwilligendienst mit Mehrwert
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Teilnehmer des Christlichen Orientierungsjahrs leben ein Jahr lang an der Augustinerstraße
Viele junge Menschen absolvieren nach der Schule einen Freiwilligendienst, in dem sie ihre Kraft und Zeit der Allgemeinheit schenken. Das könnte man doch mit geistlichen Angeboten kombinieren, dachte man sich in der Berufungspastoral des Bistums Mainz – und schuf das Christliche Orientierungsjahr (COJ).
Seit August ist Leben eingekehrt auf zwei ehemals verwaisten Fluren des Mainzer Priesterseminars: Eine „COJ“-WG ist eingezogen, mit insgesamt zehn Privatzimmern, gemeinsamer Küche, Meditationsraum und WG-Wohnzimmer. Gemütlich, in hellen Farben und toller Innenstadtlage direkt an der Augustinerstraße. Sieben Frauen und ein Mann zwischen 17 und 19 Jahren haben im November mit einem Gottesdienst offiziell ihr Christliches Orientierungsjahr begonnen – ein neues Angebot des Bistums Mainz für junge Leute. Drei von ihnen leisten einen Bundesfreiwilligendienst, fünf ein FSJ. Ihre Einsatzorte sind das KKM, ein Kinderheim, eine Förderschule und weitere soziale Einrichtungen des Bistums.
DAS COJ versteht sich als Plus zu diesem Dienst: „Alle hier sind auf dem Weg, herauszufinden, was sie mit ihrem Leben eigentlich machen wollen“, sagt Pastoralreferentin Claudia Fontana. Im Team mit Pfarrer Markus Konrad, der Leiter der Berufungspastoral ist, sowie Pastoralreferent Andreas Baaden und Gemeindereferentin Helena Gilbert betreut sie neben ihren anderen Aufgaben die COJ-WG. Was versprechen sie sich von diesem Konzept, für das sie junge Leute im Priesterseminar wohnen lassen, die der Kirche noch nah stehen und die sich gern sozial engagieren? Es sei „nicht eng geführt auf einen seelsorglichen oder geistlichen Beruf hin“, betonte Bischof Peter Kohlgraf schon im Juni gegenüber der bischöflichen Pressestelle. Aber es solle dabei deutlich werden, dass Gott eine besondere Rolle im Leben spiele.
Die aktuellen COJler sind alle katholisch oder evangelisch. Auf Rückfrage dieser Zeitung können sich Konrad und Fontana aber auch vorstellen, das COJ für andere Konfessionen und vielleicht sogar für ehrlich interessierte Suchende oder Atheisten zu öffnen. Schließlich gehe es um ein Jahr der Orientierungssuche. Es ist auch möglich, das COJ im Rahmen eines FSJ im politischen, kulturellen oder ökologischen Bereich zu absolvieren.
Jeder der COJler hat einen persönlichen Mentor im Viererteam der Berufungspastoral. Besonders gestaltete WG-Abende und weitere Angebote wie gemeinsame Gottesdienste bieten den christlichen Mehrwert des Jahres (s.Kasten). Die jungen Menschen sollten „Kirche als einen Raum erleben, der inspiriert und der auch von ihnen inspiriert werden will“, sagt Konrad. So passt auch der Standort Priesterseminar ins Bild: Mittag- und Abendessen im Speisesaal der derzeit elf Seminaristen sind im monatlichen Mietpreis inbegriffen. Es geht laut Konrad auch darum „Sonderwelten aufzubrechen“. Die Seminaristen sollen nicht nur unter sich sein, vielmehr früh mit verschiedenen Menschen in Kontakt kommen, wie sie später auch in ihren Pfarreien vorkommen werden.
Nach den ersten Wochen ziehen die Mitarbeiter der Berufungspastoral eine erste positive Bilanz: Alle COJler sind gut in ihre Einsatzstellen gestartet. Und wenn sie im nächsten Sommer das Haus verlassen, wünscht Claudia Fontana sich, dass sie vor allem auf eine Frage erste Antworten in sich tragen: „Welche Talente hat Gott in mich gelegt, was mache ich daraus und wie kann der Glaube meinen Alltag begleiten?“
Infos
Im Rahmen des Freiwilligendienstes erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer rund 440 Euro im Monat sowie eine Fahrkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel. Die monatliche Kostenbeteiligung für Unterkunft, Verpflegung und Nebenkosten beläuft sich auf 190 Euro. Hinzu kommt ein einmaliger Betrag von 360 Euro für Projekttage, gemeinsame Wochenenden und Exkursionen. Begleitet werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der Berufungspastoral in Zusammenarbeit mit dem Referat Freiwilligendienste des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und dem Referat Freiwilligendienste des Diözesancaritasverbandes Mainz. Ab sofort können Interessierte sich für das COJ 2020/21 bewerben. Mehr Informationen auf www.coj-mainz.de (Quelle: mbn)
Dieser Text erschien am 28. November 2019 in der Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben".